Die Menopause ist nur ein einziger Tag im Leben einer Frau und es fällt mir nicht leicht zuzugeben, dass ich bis zum 31.10.2019 noch nichts davon gehört hatte. (Menopause = der Tag nachdem 12 Monate keine Blutung mehr stattgefunden hat.) Ca. einen Monat zuvor hatte ich Radio 1 laufen, als eine neue Vortragsreihe von Dr. Brenda Strohmaier in der Urania mit dem schmissigen Titel: „Sex Education“ angekündigt und Gästelistenplätze für die ersten Anrufer verschenkt wurden. Ich habe noch nie was gewonnen, aber hier war ich so fix am Telefon, dass ich tatsächlich die Karten bekam. 😊
Die Veranstaltung hat mich sehr begeistert, schließlich weiß ich aus meinem Praxisalltag, dass einer der größten Hindernisse für ein erfülltes Sexleben – Unwissenheit ist. Ich buchte mir daher gleich für die nächsten Veranstaltung die Tickets, denn im Oktober war Kristina Marlen, eine schillernde und inspirierende Sexworkerin und Kink Expertin eingeladen. Ich war aber eben auch besonders von der mir bis dahin unbekannten Dr. Sheila de Liz begeistert und habe von ihrem Vortrag sehr profitiert, da ich mich mit ihrem Thema: „die crazy sexy Wechseljahre“ noch gar nicht beschäftigt hatte.
Und plötzlich war alles anders…oder war es gar nicht plötzlich und wir bemerkten es erst nicht?
Drei Jahre später hat mir meine Kollegin einen Podcast mit Miriam Stein geschickt, den ich unbedingt anhören sollte. Darin ging es um ihr Buch „Die gereizte Frau“ und in mir feierte ein Feuerwerk! Es fielen alle meine Gedanken zu meinen Symptomen wie Tetris Steine an ihren Platz. Ich holte das Buch „Woman on Fire“ aus dem Regal und begann zu lesen.
Kurze Vorgeschichte: Ich habe 2015 einen Beckenbruch durch einen Autounfall erlitten, damals sagten mir die ÄrztInnen, dass ich ein Leben lang mit Schmerzen zu tun haben werde, aber das wollte ich nicht akzeptieren und habe mit viel Sport und besonders durchs Tanzen meine Schmerzen fast eliminiert. Zwei Mal im Jahr, wenn das Wetter wechselt und es kalt oder warm wird, brauche ich mal ein zwei Tage eine Schmerztablette. Dass das nun ohne den Wetterwechsel viel mehr geworden war, hatte ich bemerkt und dann stieß ich auf das Kapitel mit den Gelenkschmerzen: „(I Don’t Like to) Move it, Move it“. Unfassbar, warum hat mir das kein Mensch gesagt (hier passt perfekt der Link zu der Seite nobodytoldme.com – eine Seite, auf der viel Wissen vermittelt wird und einiges mehr, sehr zu empfehlen!)?
Nu‘ komm mal zum Punkt, was hat das mit Sex zu tun?
Was viele Frauen und Männer nicht wissen ist, dass es mit dem Eintritt in die zweite Lebenshälfte und der damit verbundenen Abnahme der Geschlechtshormone im Körper, es mit den Flüssigkeiten weniger werden kann. Als Beispiel: Es liegt also nicht an Euch liebe Männer, wenn Eure Frauen nicht mehr so feucht werden und das ist außerdem kein Ausdruck für geringeres Begehren! Auch Schmerzen am Eingang der Vagina liegen nicht folgerichtig an verminderter Bereitschaft, es kann schlicht die sogenannte beginnende vaginale Atrophie oder „Scheidentrockenheit“ den Spaß an der Freude trüben. Dem hierbei zugrundeliegenden Östrogenmangel kann aber sehr leicht durch entsprechende östriolhaltige Vaginaltabletten oder Cremes/Salben entgegengewirkt werden. Bitte sprechen Sie dazu mit der/dem GynäkologIn ihres Vertrauens.
Symptome sind manchmal mehr offensichtlich, wie die berühmt berüchtigten Hitzewallungen, die schrecklichen Schlafstörungen oder die für alle! unangenehme Gereiztheit. Sie kommen aber eben auch nicht ganz so offensichtlich daher wie Brainfog („Watte im Hirn“, Denk- und Merkschwierigkeiten), Schmerzen beim Sex (am Eingang der Vagina auf sechs Uhr, also Richtung Damm), Gelenkschmerzen oder Herzprobleme (Herzrhythmusstörungen).
Der Beginn nennt sich Prämenopause und setzt bereits Mitte Ende dreißig ein. Sie geht nahtlos in die Perimenopause über, wobei auch die ersten Symptome angeschlichen kommen können. Ich finde es wichtig, dass wir anfangen, offen über solche Themen zu sprechen, denn dann können die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, siehe Oprah Winfrey, die von einem Spezialisten zum nächsten geschickt wurde und keiner Ihre Herzprobleme erklären konnte, bis ihr Fitnesstrainer schließlich den Hinweis auf die Wechseljahre gab.
Das sich diese neue Lebensphase auch auf die Partnerschaft auswirkt ist einleuchtend, oder?
Es ist ganz natürlich, dass sich die Libido verändert, genauso wie sich unsere Sexualität ein Leben lang verändert. In dieser Phase des Wandels ist es wichtig zu wissen, dass Sie nicht allein sind und dass Hilfe verfügbar ist. Sprechen Sie offen mit der/dem PartnerIn, mit Freunden und Bekannten soweit das möglich ist und wenn das nicht geht oder nicht ausreicht, suchen Sie sich Fachleute. Spezialisierte FrauenärztInnen und auch wir SexualtherapeutInnen können mit Ihnen gemeinsam Lösungen finden, schreiben Sie mir gern.
Die gereizte Frau – Ein Buch, das den Schleier lüftet:
Miriam Steins Buch „Die gereizte Frau“ bietet einen einfühlsamen und ehrlichen Einblick in die Erfahrungen und Herausforderungen, mit denen Frauen während der Wechseljahre konfrontiert sind. Stein geht auf die körperlichen Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen ein und erklärt sie verständlich und zugänglich. Doch sie beschränkt sich nicht nur auf die physischen Aspekte, sondern widmet sich auch den emotionalen Veränderungen und den Auswirkungen auf das Selbstbild und die Partnerschaft. Mit ihrer offenen und authentischen Art schafft es Stein, den Schleier um das Tabuthema Wechseljahre zu lüften und den Frauen Mut zu machen, diese Phase als Chance zu sehen, sich selbst neu zu entdecken.
Woman on Fire – Ein Plädoyer für die Selbstbestimmung:
Dr. Sheila de Liz ist eine anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Frauengesundheit und hat mit ihrem Buch „Woman on Fire“ einen wahren Schatz geschaffen. Ihr Werk ist mehr als nur ein Ratgeber; es ist ein Plädoyer für die Selbstbestimmung und den Mut, den eigenen Weg zu gehen. De Liz betont die Bedeutung von Wissen und Aufklärung während der Wechseljahre und ermutigt Frauen, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche anzuerkennen und danach zu handeln. Ihre Botschaft ist klar: Die Wechseljahre sollten nicht als Hindernis betrachtet werden, sondern als Zeit des Aufbruchs und der Selbstverwirklichung.
Mein Fazit:
Die Wechseljahre sind keine Zeit des Rückzugs, sondern eine Zeit des Wandels und der Selbstentfaltung. Miriam Stein und Dr. Sheila de Liz bieten mit ihren Büchern wertvolle Einblicke, die das Thema Wechseljahre neu beleuchten und Besitzerinnen von Vaginas Mut machen, diese Phase als Chance zur persönlichen Entwicklung zu sehen. Veränderungen gehören zum Leben, und es ist wichtig, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und ermutigen. Melden Sie sich bei mir für weitere Informationen und Hilfe. Gemeinsam können wir diese transformative Phase meistern und gestärkt daraus hervorgehen.
Auch hier auf besser:lieben zu lesen.